Wendeschneidplatten sind aus der modernen Metallbearbeitung nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglichen eine effiziente Zerspanung in verschiedensten industriellen Anwendungen und bieten gegenüber einteiligen Werkzeugen zahlreiche Vorteile. Ihre Herstellung ist ein komplexer Prozess, der höchste Präzision erfordert, um die gewünschten Materialeigenschaften und Standzeiten zu gewährleisten.
Der Ausgangspunkt der Produktion liegt in der Auswahl geeigneter Materialien. Wendeschneidplatten bestehen in der Regel aus Hartmetall, einer Verbindung aus Wolframcarbid und Kobalt als Bindemittel. Zusätzlich gibt es Varianten aus Cermet, Keramik oder sogar hochspezialisierten Materialien wie polykristallinem Diamant (PKD) oder kubischem Bornitrid (CBN), die besonders für spezielle Bearbeitungsaufgaben eingesetzt werden.
Der Herstellungsprozess beginnt mit der sorgfältigen Mischung der Rohstoffe. Dabei werden feine Pulver von Wolframcarbid und Kobalt homogenisiert, um eine gleichmäßige Materialverteilung zu gewährleisten. Anschließend erfolgt die Formgebung durch Pressen des Pulvers in eine Matrize. Dieser Schritt bestimmt nicht nur die Geometrie der Schneidplatte, sondern auch ihre spätere Festigkeit. Nach dem Pressen sind die Rohlinge noch relativ weich und müssen durch einen Sinterprozess gehärtet werden. Dies geschieht unter hohen Temperaturen in einer Vakuum- oder Schutzgasatmosphäre, wodurch die einzelnen Partikel des Hartmetalls miteinander verschmelzen und eine extrem harte und dichte Struktur entsteht.
Nach dem Sintern unterziehen sich die Wendeschneidplatten einer präzisen Nachbearbeitung. Durch Schleifen werden die Maße exakt angepasst, während Polieren und spezielle Beschichtungen die Oberfläche optimieren. Besonders wichtig sind die PVD- und CVD-Beschichtungen, die durch das Aufbringen von Materialien wie Titannitrid (TiN) oder Aluminiumoxid (Al₂O₃) die Verschleißfestigkeit deutlich erhöhen. Diese Beschichtungen sorgen nicht nur für eine längere Standzeit, sondern minimieren auch die Reibung und reduzieren damit den Energieverbrauch bei der Zerspanung.
Die Qualitätssicherung spielt eine entscheidende Rolle, um sicherzustellen, dass jede Wendeschneidplatte den hohen Anforderungen der Industrie entspricht. Prüfverfahren wie Härteprüfungen, Maßhaltigkeitskontrollen und Schichtdickenmessungen gewährleisten, dass die Schneidplatten exakt den vorgegebenen Spezifikationen entsprechen.
In der Praxis werden Wendeschneidplatten in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt, darunter das Drehen, Fräsen und Bohren. Die Auswahl der richtigen Schneidplatte hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das zu bearbeitende Material, die Schnittgeschwindigkeit und die gewünschte Oberflächenqualität. Moderne Wendeschneidplatten bieten dabei eine hohe Flexibilität, da sie je nach Beschichtung und Geometrie für unterschiedliche Anforderungen optimiert sind.
Ein zunehmend wichtiger Aspekt in der Herstellung und Nutzung von Wendeschneidplatten ist das Recycling. Da Hartmetall wertvolle Rohstoffe wie Wolfram enthält, sind effiziente Recyclingprozesse entscheidend, um Ressourcen zu schonen und die Umweltbelastung zu reduzieren. Durch moderne Verfahren können Altwerkzeuge wieder aufbereitet und die wertvollen Metalle erneut genutzt werden, was sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bietet.
Die Zukunft der Wendeschneidplatten-Technologie wird maßgeblich von weiteren Materialinnovationen und Fertigungstechniken geprägt sein. Fortschritte in der Nanotechnologie und additiven Fertigung könnten neue Wege eröffnen, um Schneidplatten mit noch besseren Eigenschaften herzustellen. Dabei bleibt das Ziel stets, die Effizienz in der Metallbearbeitung zu steigern und den Anforderungen einer immer präziser werdenden Industrie gerecht zu werden.
Deutsche Hersteller für Wendeschneidplatten
In Deutschland gibt es mehrere bedeutende Hersteller von Wendeschneidplatten. Hier sind einige der größten Unternehmen in diesem Bereich:
1. Gühring KG Mit Sitz in Albstadt ist die Gühring KG ein führender Hersteller von Präzisionswerkzeugen, einschließlich Wendeschneidplatten. Im Jahr 2019 erzielte das Unternehmen in Deutschland einen Umsatz von 420 Millionen Euro.
2. Ceratizit Deutschland GmbH Als Teil der Ceratizit-Gruppe mit Hauptsitz in Luxemburg produziert die deutsche Niederlassung hochwertige Hartmetallprodukte, darunter Wendeschneidplatten. 2019 erreichte Ceratizit in Deutschland einen Umsatz von 280 Millionen Euro.
3. Hoffmann Group Die Hoffmann Group mit Hauptsitz in München bietet ein umfangreiches Sortiment an Qualitätswerkzeugen, einschließlich Wendeschneidplatten. Im Jahr 2019 erzielte sie in Deutschland einen Umsatz von 253,4 Millionen Euro.
4. Paul Horn GmbH Die Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH aus Tübingen ist spezialisiert auf Präzisionswerkzeuge wie Wendeschneidplatten. 2019 lag der Umsatz des Unternehmens in Deutschland bei 195 Millionen Euro.
5. Walter AG Mit Sitz in Tübingen produziert die Walter AG Standard- und Sonderwerkzeuge für die Zerspanung, einschließlich Wendeschneidplatten. 2019 erzielte das Unternehmen in Deutschland einen Umsatz von 172 Millionen Euro.
Diese Unternehmen sind für ihre hochwertigen Produkte und ihre bedeutende Rolle in der deutschen Werkzeugindustrie bekannt.
Bildquelle: https://webshop.guehring.de/wendeschneidplatten